Etappe 4: Mahahual – Corozal – Belize City – Flores – Puerto Barrios – San Pedro Sula: Perfekter Start ins neue Jahr

Die Gastfreundschaft in Mahahual ist bemerkenswert. Insbesondere die Moskitos scheuen keine Mühen und kümmern sich gerade in der Nacht um unser Unwohlbefinden. Wäre echt nicht nötig gewesen. Am nächsten Morgen wollen wir aus verschiedensten Gründen so schnell wie möglich nach Belize aufbrechen (keine weiteren Details…eventuell isst grad der ein oder andere beim Lesen des Artikels), aber wir brauchen dringendst saubere Klamotten. Waschmaschinen gelten wohl als gefährlich, weswegen wir sie selbst nicht bedienen dürfen, warmes Wasser gibt’s auch nicht wirklich, also suchen wir ne Wäscherei. Tatsächlich finden wir nach ner kleinen Odyssee eine und warten nun, bis der Wäschesack sauber zurück kommt.

Die Zeit vertreiben wir mit Sonnen am viel zu kleinen Strand, etwas Planen der ersten Tage im neuen Jahr und endloses Warten auf ne Bedienung an nem Straßenlokal (bis wir letztlich aufgeben). Doch dann kann’s losgehen, auch wenn der verspätete Start bedeutet, dass wir einen näheren Ort in Belize für unsere Silvesterparty finden müssen. Die Wahl fällt letztlich auf Corozal ganz in der Nähe zur mexikanischen Grenze und direkt am Meer.

Da die Entscheidung relativ kurzfristig erfolgt, wissen wir überhaupt nichts über den Ort und können noch nicht mal erahnen, was uns erwarten wird. Zumindest stellen wir uns gedanklich auf eine Partyhochburg ein, in der das neue Jahr mit viel Bohei eingeläutet wird. Das Gegenteil ist der Fall. Es gibt keine Massenaufläufe, keine Bar, geschweige denn eine Strandparty. Letzteres bewerkstelligen wir dann halt einfach selbst, wenn es auch eher bei einem überschaubaren Partyvolk bleiben wird. Aber erst mal ankommen, Zimmer beziehen, Sachen auspacken und duschen. Ok…bevor es ins Zimmer geht noch ein Willkommensbier zischen…ist das da der Strand? Das Bier schmeckt bestimmt nochmal a bissl besser, wenn wir uns raus setzen. …und wir sollten die nächsten Stunden nicht mehr reinkommen… Der Strand war bestimmt nicht der Beeindruckendste in unserem Leben, aber er ließ uns nicht los. Wir bestellen das einzige Gericht, was an dem Abend überhaupt angeboten wird und noch so manches Bier. So schließen wir zusammen das Jahr 2017 ab, was so manche Herausforderung hatte und wir insgesamt sicherlich nicht vermissen werden. Es war hart, hatte aber auch die ein oder andere positive Seite, wie zum Beispiel diese Reise. Und der Abschluss könnte schlimmer sein.


Damit der Rutsch ins neue Jahr nicht zu trocken ausfällt, müssen wir aber langsam los, denn die Küche schließt kurz nach Sonnenuntergang und wird uns nicht versorgen können. An der Tanke kaufen wir uns kreuz und quer durch das Biersortiment von Belize und erklären uns für gewappnet für das neue Jahr.

Auf dem Weg ins Zimmer werden wir von einem Nasenbären abgepasst, der wohl einen Wegezoll verlangt. Aber unser Nasenbärisch ist katastrophal und bei Bier kennen wir keinen Spaß, weswegen wir ihn auch kurzerhand nicht zur anstehenden Party einladen.

Dafür kommt der Hund des Hauses, der vor Furcht vor dem weit entfernten Feuerwerk nur so zittert. Zu dritt begrüßen wir das neue Jahr. Dem Hund ist der entfernte Lärm dann doch zu viel und verschwindet. Wir betrachten zu zweit wohl das kürzeste Silvesterfeuerwerk überhaupt (erste Raketen so knapp 5 Minuten vor Mitternacht, letzte Rakete 5 Minuten nach Mitternacht) und vergessen anschließend beim Quatschen vollkommen die Zeit. Nicht weit vor Sonnenaufgang gehen wir erst ins Bett. Es war mit Abstand der sonderbarste Start in ein neues Jahr, aber alles andere als schlecht.

Leicht verschlafen geht’s dann nach Belize City, mit 60.000 Einwohnern die größte Stadt des kleinen Staates aber nicht Hauptstadt.

In der kurzen Zeit in Belize stellen wir sehr schnell fest, dass dieses Land so komplett anders ist, als seine Nachbarstaaten Mexiko und Guatemala. Nicht nur, dass hier Englisch gesprochen wird, sondern die Orte unterscheiden sich vollkommen. Das ehemalige Gebiet organisierter Piraten beheimatet ein buntes Völkchen, das seinen eigenen Flair hat. Das Land ist uns auf Anhieb sympathisch und die Menschen sind hoch interessant. Manch einen von ihnen kann man sich rein optisch gut in einem Piratenfilm vorstellen. Wenn man dann mit ihnen ins Gespräch kommt, dann bringen sie eine ganz andere Seite zum Vorschein. Beim Tanken werden wir spontan eingeladen, ein paar Tage auf einer Ferieninsel zu verbringen. Leider spricht der Zeitplan komplett dagegen und wir fahren weiter nach Guatemala. Nicht weil wir wollen, sondern weil wir müssen. Der Rückflug von SJ ist schon seit Wochen gebucht, der Termin ist in zwei Tagen und der Abflughafen ist noch ein ordentliches Stück entfernt.

Die Einreise nach Guatemala ist … anders. Einheimische Kinder helfen bei der Abwicklung der Prozedur, ein schmieriger Kerl ist weit und breit die einzige „Bank“ und die Beamten tun alles, dass man letztlich zu einem furchtbaren Kurs sein Geld bei der „Bank“ tauschen muss. Wie auch immer…irgendwann sind wir über der Grenze und wir steuern Flores an. Da es mittlerweile schon vollkommen dunkel ist, sind unsere ersten Eindrücke des Landes von den „unsichtbaren“ Geschwindigkeitspoller geprägt, über die wir viel zu oft krachen. Flores entschädigt dann für diese kleinere Tortur. Es ist ein altes Städtchen mit vielen kleinen, verwinkelten Gässchen und unzähligen bunten Häusern auf einer Insel in einem See.





Um den letzten gemeinsamen Tag etwas ruhiger gestalten zu können, wollen wir noch am selben Tag nach San Pedro Sula in Honduras. Es ist ein ungelöstes Geheimnis, warum der große Grenzübergang zwischen Guatemala und Honduras um 18:00h für zwölf Stunden schließt. Warum ich das erwähne? Weil wir kurz danach erst dort ankommen und dann dankenswerterweise durch den Regen zur 40km entfernten Stadt fahren dürfen, um eine halbwegs akzeptable Unterkunft zu finden. Es gab zwar nicht allzu fern von der Grenze ein Hotel, das allerdings mehr der Kategorie „extrem schäbig“ zuzuordnen ist. Der Eigentümer zeigte uns eines der Zimmer, das bestimmt schon für so manchen lokalen Klassiker der Reihe „dänische Western“ herhalten durfte. Nicht unser Stil…von der Sauberkeit ganz zu schweigen…und ich bin schon einiges gewöhnt.

Also durch den Regen, unter die kalte Dusche und am nächsten Tag auf ein Neues zur Grenze. Fragwürdige Prozesse, aber zumindest ohne Kinderarbeit und keine private Bank, die die Beamten mitfinanziert. In San Pedro Sula lassen wir dann gemütlich den letzten gemeinsamen Abend dieser Tour ausklingen, bevor es am Morgen zum Flughafen geht. Eine ewig lange Warteschlange beim Check-In durchkreuzt die Idee noch ein gemeinsames Abschlussbier zu trinken. Gepäck aufgeben, zum Security-Check, fest Drücken, Träne unterdrücken und weg. Wir haben auf der Tour gemeinsam gelacht, getanzt und gefeiert. Wir haben zusammen Länder, Kulturen und Menschen kennengelernt. Wir haben unvergessliche große und kleine Erlebnisse gesammelt, Geheimnisse anvertraut und so manches versucht, zu ergründen. Wer weiß, vielleicht ergibt sich mal wieder eine gemeinsame Tour? Ich würde mich freuen!

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